Sabine Geierhos

Meine Skizzenbuch-Reise ist ein Zyklus, durch den ich den Dialog zwischen mir und der Welt sowie meine Auseinandersetzung mit konkreten Themen darstelle. Ich zeige, wie ich Verbindungen schaffe und lade dazu ein, sich selbst im kreativen Ausdruck zu entdecken.

Kapitel 4, der Anfang

Ich habe mich der inneren Welt gestellt und sie einigermaßen integriert. Die nächste Reise besteht nun darin, meine Kunstpraxis noch mehr als Beruf zu sehen, mich meinen einschränkenden Glaubenssätzen zu stellen und sie zu überwinden, die auftauchen.

Reise durch kulturelle und spirituelle Bedeutung

Im Jahr 2018 machte ich mich auf eine Reise durch den Südwesten der USA, eine Reise, die meine Kunst und meine Erfahrungen in der Wildnis auf eine neue Ebene heben sollte. Mit dem Ziel, die tiefe kulturell-spirituelle Bedeutung des Landes zu würdigen, begann ich meine Erkundung in New Mexico. Dort, inspiriert von der Biografie von Georgia O’Keeffe, tauchte ich in die Freiluftmalerei ein. O’Keeffes Faszination für die Schönheit der Landschaft spiegelte sich auch in mir wider, und ich folgte ihren Spuren durch die atemberaubenden Weiten der Natur.

Besonders beeindruckt war ich vom Reservoir der Navajo-Nation und den majestätischen Steinformationen im Tal der Götter. Eine dieser Formationen, die wie eine kniende und betende Person aussah, berührte mich tief. Der Name dieses Ortes, “das Tal der Götter”, erschien mir plötzlich vollkommen treffend. Die riesigen Steine ringsum erinnerten an die allmächtigen Gottheiten, die den kleinen Menschen beschützen. In diesem Moment fühlte ich mich allein, aber gleichzeitig in der Gegenwart des Allmächtigen – ähnlich wie Jesus in der Wüste oder in der Nacht vor seiner Kreuzigung, als er zu Gott sprach und um Gnade bat, weil er – zutiefst menschlich – Angst hatte.

Meine Begegnungen mit Einheimischen, besonders einem Navajo-Indianer, der mir die Namen und Symbolik der Formationen im Monument Valley erklärte, vertieften mein Verständnis für die kulturelle Identität, die in der Landschaft verwurzelt ist. Diese Einblicke in die spirituelle Bedeutung der Umgebung wurden zu einem wertvollen Bestandteil meiner Reise.

Um mein Eintauchen in die Verbindung von Kunst, Landschaft und Spiritualität zu vervollständigen, wagte ich mich mit einem Rucksack in die Wildnis. Ohne Medien, Zelt, Wasserfilter, Lebensmittel und nur mit meinem Malkoffer ausgerüstet, erlebte ich die Natur in ihrer reinsten Form. Diese tiefgreifende Erfahrung vertiefte mein Verständnis und ließ mich eine noch intensivere Verbindung zu meiner Kunst und der spirituellen Essenz der Landschaft spüren.

Die Bedeutung kultureller Identität – eine Erkundung

Am 15. Oktober 2001, eine Woche nach den tragischen Ereignissen des 11. September, betrat ich zum ersten Mal die Vorlesung zur deutschen Literatur. Mein Professor begann mit den Worten: “Der wahre Terror kommt nicht von außen – er kommt aus den eigenen vier Wänden.” Diese Aussage öffnete mir eine Tür zu den dunklen Abgründen der menschlichen Natur und führte mich in die tiefen Weiten der Literatur ein. In diesem Moment wusste ich, dass ich in der Kunst und Literatur meine wahre Heimat gefunden hatte.

Als Austauschschülerin in den USA erlebte ich als 17-Jährige jenseits der politischen Perspektiven die gemeinsamen Werte von Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Freiheit. Diese Erlebnisse stärkten meinen Glauben daran, durch die Kunst einen kulturellen Beitrag leisten zu können.

Viele Jahre später, als ich mit meiner eigenen Krise konfrontiert war und mein Leben ändern musste, fand die Spiritualität ihren Weg in meine Kunst. Ich spreche dabei nicht von Religion oder Glauben im traditionellen Sinne, sondern von einem tiefen Vertrauen in einen Zustand der Verbundenheit. Diesen Zustand erreicht man, nachdem man schwierige Phasen durchlebt und sich den eigenen Wahrheiten gestellt hat.

Ich begann, im kulturellen Erbe der Welt nach Artefakten und Bildern zu suchen, die mir eine Identifikation und ein Gefühl der Erdung boten. Dabei entdeckte ich, dass jenseits unserer nationalen Identitäten eine viel ältere kulturelle Identität existiert, die mit dem Land und seiner Geschichte verbunden ist.

Mitten in den turbulenten Zeiten der US-Wahlen 2016 und der syrischen Flüchtlingskrise fand ich Trost und Inspiration in den Hallen des Metropolitan Museums in New York. Diese Besuche halfen mir, meine Berufung zu finden: Mit meiner Kunst wollte ich zeigen, wie die kulturelle Identität einen Beitrag zu mehr Frieden leisten kann.

Beweggründe für den Kunstbetrieb?

Mein Ziel im Kunstbetrieb war es, mich nicht nur kreativ, sondern auch geschäftlich weiterzuentwickeln. Ich wollte die Sprache des Geschäfts verstehen und beherrschen. Aber wie bin ich zur Kunst gekommen? Was treibt mich und meine Arbeit an?

Seit ich denken kann, befinde ich mich auf einem einzigartigen künstlerischen Weg. Die Kunst ist tief in meiner Natur verwurzelt, und ich habe das Glück, mit gottgegebenen Talenten gesegnet zu sein. Für mich ist die Kunst mehr als nur ein Ausdrucksmittel; sie ist ein Weg, mein Dasein in der Welt zu manifestieren, meine Ansichten mitzuteilen und zu reflektieren.

Wie ich es in Kapitel III verdeutliche, ermöglicht mir die Kunst auch, mich objektiv und analytisch meinen inneren Dämonen zu stellen. Durch meine Werke teile ich diese innere Landschaft und mache sie für andere sichtbar. Die Kunst ist mein Mittel, um mich selbst zu verstehen und gleichzeitig eine Verbindung zu anderen herzustellen.

Anregungen für dich:

ANREGUNG I

Zeichne, male oder collagiere:

1. Denke über dein Berufsleben nach. Gab es ein bestimmtes Ereignis, das dich in diesen Beruf geführt hat? Was war es?

ANREGUNG II

2. Fokussiere dich auf etwas, das du unbedingt erreichen oder erleben möchtest. Was treibt dich an und motiviert deine Arbeit? Wie hilft dir das dabei, deine wahre Bestimmung zu leben?

Skizziere, notiere, zeichne, male, klebe- gestalte eine Skizzenbuch-Seite oder auf einem Blatt Papier! ! Digital oder analog!

Ich freue mich über Feedback oder Gedanken via Social Media oder Email.