In den Serien zur Natur (V, VI, Freilichtmalerei XVI, XVII) wird der Bildraum neben Richtungslinien für einen Tiefenraum von unterteilenden Strukturen getrennt – und von einer auflösenden Form ergänzt. Organisch-wachsend erschafft die abstrakte Struktur in leuchtend kontrastierenden Farben eine weitere Blickschicht, deckt darunterliegende Schichten auf.

Die Bildtitel bilden eine Einladung, die Schwelle zu einem tieferen Verstehen zu überschreiten. In einer Grenze jenseits der Oberfläche. Ein Beispiel beim Bild “Antworten an die Küste gespült” reflektiert das gelbe Straßenlicht am frühen Morgen auf der reflektierenden Straße und lässt die Vorfreude auf das Meer und die damit verbundene Magie, dem Eintauchen in das Wasser, dem Surfen, zum Heimkommen werden. Hier knüpft eine These an: vielleicht ist man im Alltag sich seiner Verbindung zum Ganzen weniger gewahr, im Meer aber mit dem durch einen durchfließenden Wellen, wird das in sich Schwingen mit der Welt erlebbar und ein Gefühl der Verbindung erzeugt. Die Natur als Begegnungsstelle für inneres Wachstum, Moment der Erkenntnis, des Innehaltens, das Festhalten an einem natürlichen Moment des Erhabenen, des Staunens.

Der Naturraum wird zum Ort, an dem das Sein in der Welt als Raumhülle erlebt werden kann. In seiner Lebendigkeit und Vielschichtigkeit ein Spiegel des eigenen Seins bilden kann. Durch die Naturerfahrung, spirituelle Nahrung für Zuflucht, Stabilität und einer Sehnsucht nach Freiheit spendet. Zugleich Lehre und Schulung von Achtsamkeit, dem Rückhalt sich mutig der eigenen Innenwelt zu widmen. Gerade weil die Naturkulisse im kontinuierlichen Wandel sich selbst genügt unterstützt sie und spendet Trost.

Dabei ist auch die Distanz zum Naturraum relevant. Ob durch einen Fensterrahmen, ein Autofenster oder von einem Berggipfel aus, wie in den Werken “zur Quelle fliegen”, “Gespräche mit Krähen”, “in den Schichten der Erde liegen die Ahnen begraben”. Der Zugang braucht Abstand, die Rohheit, das Instinkthafte, Ursprüngliche ist aus der Entfernung zu ergründen, vermutlich Angsteinflößend und faszinierend zugleich – da der gesuchte Abstand von den eigenen Abgründen auch Schutzgründe hält.
Das Experimentieren auf und mit dem Bildraum, diese Abstände in Ebenen zu übersetzen, und somit der Blick außen als Blick ins Innere, als Einladung, Spiegel und Symbol für eine tatsächliche Realität bildet, deren Zugang Mut kostet, und die Idee vermittelt, sich selber, seiner eigenen Natur näherkommen zu können. Wandererfahrungen der Selbstbegegnung in der Natur auf dem Jakobsweg, Wildnisbesuche in den USA mit dem Zelt, oder an den Küsten Südeuropas im Kleintransporter – abgeschieden von der Zivilisation, in minimalem Lebenstil, und der Nähe zum Naturkreislauf – Komposition und Farbkombinationen als Oberfläche für die Verarbeitung innerer Trauerprozesse, wo die Natur Raum schenkt, den es im Alltag kaum gibt.
Gerade weil die Naturkulisse im kontinuierlichen Wandel sich selbst genügt unterstützt sie und spendet Trost.

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